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Ein Jahr VL3 2022

„Vent arriére“ bedeutet im Französischen „gegen den Wind“ oder um es ins Fliegerfachdeutsch zu übersetzen: Gegenanflug. Unser 2022 hatte allerdings wenig mit Gegenwind zu tun. Ausgestattet mit viel Rückenwind blicken wir auf ein ereignisreiches, spannendes und erfolgreiches Jahr zurück

Aber beginnen wir doch von vorn.

AERO und JMB News 2022

Zu unserer aller Freude wurden die Eventtüren wieder geöffnet. Nicht verwunderlich also, dass unser Stand auf der AERO 2022 rund um die Uhr viele Besucher anlockte, nicht nur aber auch weil wir eine ganz besondere Branchenneuheit präsentieren durften: die VL3 Evolution Turbine. Ein UL mit Turbine – ein Aprilscherz im AERO Monat oder ernst gemeint? Dank der engen Zusammenarbeit zwischen JMB und dem französischen Unternehmen TurboTech erlebte die VL3 Turbine noch vor der Messe ihren Jungfernflug in der 130 PS Ausführung des neuen Triebwerks. Auf der AERO konnten dazu dann auch schon wichtige Gespräche mit den deutschen Behörden geführt werden mit Hinblick auf deren Zulassung. Die Erprobungen des Fliegers halten seither an – da es sich um ein komplett neues Triebwerk handelt, sind diese extrem umfänglich – aber so viel sei gesagt: es bleibt spannend!

Auch wenn die VL3 Evolution Turbinenversion in diesem Jahr viele Blicke auf sich zog, zauberten natürlich vor allem die ausgelieferten VL3 ein riesengroßes Lächeln auf die Gesichter ihrer neuen Eigner. Allein in Deutschland lieferte unser Team über 25 neue VL3 aus – überwiegend mit der 915iS Motorisierung. Der Hersteller JMB aircraft, der seine Produktion im Laufe des Jahres aufgrund der hohen Nachfrage signifikant ausbaute, zählt mittlerweile über 150 Mitarbeiter.

Neben den produktionsseitigen Erfolgen durfte JMB in diesem Jahr ein weiteres ganz besonderes Ereignis feiern – das 10-jährige Firmenbestehen. Die VL3 gibt es zwar schon weitaus länger, allerdings übernahmen die Brüder Jean Marie und Jean Baptiste Guisset erst in 2012 die Produktion und wurden dadurch vom erfolgreichen Händler zum Hersteller des Reisefliegers.

Die zwei schreiben seither mit ihrem Team eine Erfolgsgeschichte, die in 2022 einen weiteren Meilenstein hervorbrachte. Denn vor genau 5 Jahren – auf der weltweit bekannten und größten Messe der allgemeinen Luftfahrt „OSHKOSH“ verliebte sich Jean Marie ein zweites Mal in ein Flugzeug. Ein „bisschen“ größer als sein bisheriges Baby, die VL3, aber mit denselben einzigartigen Eigenschaften in ihrer Klasse: die Evolution Aircraft. Zur AERO 2022 machte JMB bekannt ab sofort Produktion und Vertrieb des turbinenbetriebenen Performancewunders mit Einziehfahrwerk, Enteisung, Rettungssystem, Garmin Avionik und Druckkabine zu übernehmen. Die VL3 heißt also ein weiteres Familienmitglied willkommen – ihren bis zu 850PS starken Bruder.

Inselhopping – Sardinien und Elba

Auch wenn das Jahr 2022 geprägt war von großen Veränderungen, eine Konstante wird uns nie verloren gehen: Europa gemeinsam mit unseren Kunden auf die schönste Art und Weise, nämlich von oben zu entdecken.

Im Juni waren wir alle reif für die Insel – Sardinien hieß das Ziel der diesjährigen VL3 Sommertour. Mit insgesamt 15 VL3 brachen wir zum Flugplatz San Teodoro südlich von Olbia auf. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: bei dieser Reise hatten wir es nämlich durchaus mit (Gegen-)wind zu tun. Schon der Hinflug war mit ein paar Tücken gespickt. Da die Alpen sich von ihrer verregneten Seite zeigten und dadurch ein direktes Passieren nicht umsetzbar war, nahmen wir die uns altbekannte Route über Portoroz, Slowenien. Die hat uns bislang nie im Stich gelassen. Schon auf diesem ersten Streckenabschnitt wehte eine straffe Brise, die uns in FL110 allerdings nur von der Seite begleitete. Auf der weiteren Strecke „Direct to“ San Teodoro über die Adria, das italienische Festland und Teile des Mittelmeers entlang Elba und Korsika wich uns diese Brise nicht von der Nase. Dank bis zu 70 km/h mussten wir uns in Geduld üben. Bis kurz vor Erreichen des nördlichen Teils von Sardinien durften wir uns glücklicherweise in FL 80-FL100 bewegen, sodass wir von orthografisch bedingten Turbulenzen verschont blieben. Einzig und allein die letzten 20 Minuten vor Ankunft – dort wo der Wind zwischen Korsika und Sardinien Düsenantrieb bekommt – durften wir unsere fliegerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Glücklicherweise lag der Platz San Teodoro selbst in der Abschirmung des durchaus hohen Inselgeländes, so dass die Landung für alle Teilnehmer mit Hinblick auf den Wind ein Kinderspiel wurde.

San Teodoro ist ein bezaubernder Platz. Mit 500m Bahnlänge und Hindernissen an beiden Bahnseiten sicher für den ein oder anderen eine neue Erfahrung und im ersten Moment eine Herausforderung, dafür von der Lage, Qualität und Infrastruktur ein absolutes Paradies für Ultraleichtflieger. Geführt und betrieben wird der Platz durch Salvatore – ein eingefleischter und passionierter Pilot, der sich bereits einen internationalen Namen aufgebaut hat. Er kümmert sich liebevoll um die Pflege des Platzes, bietet Kraftstoff, technischen Service, Unterstützung bei der Suche von Unterkunft und Mietwagen sowie eine kleine Bar, wo man gemeinsam mit ihm auf eine erfolgreiche Landung anstoßen kann.  Salvatore ist übrigens einer der wenigen ROTAX Servicepartner in Italien mit einer stattlichen Werkstatt für Inselverhältnisse.

Als unsere durchaus große Gruppe ankam, gab es ausreichend Stellplätze und war die Abholung der Mietwagen bereits durch ihn für uns organisiert und eine Woche mit vielen Überraschungen und Planänderungen konnte beginnen.

 

Video „VL3 Formation fliegt nach Sardinien“

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind – ein nicht zu unterschätzender Faktor vor allem auf Sardinien, wie wir lernen mussten. Normalerweise besteht die VL3 Sommer Tour aus einer guten Mischung zwischen Sightseeing vor Ort und fliegerischem Vergnügen. Der Mistral allerdings zwang uns ersteres weitaus mehr zu genießen als zweiteres. Starke Böen ließen den Windsack am Platz teilweise von Stillstand zu voll ausgebreitet in 2 Sekunden tanzen – mit Beruhigung war mitunter bis zum späten Abend nicht zu rechnen. Also suchten wir uns vorrangig Beschäftigungen auf der Insel, die wie sich herausstellte, extrem kultur- und geschichtsträchtig ist. Von einer Stadtbesichtigung in Olbia über Aufenthalte an windgeschützten Stränden zu Autorundfahrten mit abschließendem Abendessen in Agriturismen genossen wir die Zeit auf der Insel in vollem Umfang.

Ein Tag ließ uns der Wind der Insel entfliehen (und auch sicher wieder zurückkommen) und zog uns direkt zur nächsten. Wenn man schon in der Nähe ist, ist der Besuch der Insel Elba – das Exil von Napoleon – ein absolutes Muss. Der Weg über Wasser ist zugegeben recht spannend – gut, dass der Rotax Motor eine Cowling hat, die ihm die Sicht nach unten versperrt – dennoch dafür umso ruhiger und sehr angenehm. Und dieser kleine Nervenkitzel wird durch den Anflug auf Elba mehr als entschädigt. Die Insel – klein und in Fischform – bietet alles was das Herz begehrt – sowohl für einen Tagestrip als auch für ein verlängertes Wochenende. Vom Flugplatz kommt man zu Fuß oder mit dem Taxi schnell in die nächste Stadt Marina di Campo. Der Ort ist touristisch ausgelegt und bietet dementsprechend viele Strandrestaurants und Bars, einen kleinen Hafen sowie Hotels mit Meerblick.

Landschaftlich beeindruckender ist der westliche und der nördliche Teil der Insel, die schönsten Städtchen befinden sich im Osten.

Da wir nur einen Tag auf der Insel hatten, nutzten wir die Zeit für ein entspanntes Mittagessen am Strand, hielten die Füße ins Wasser und schlossen den Tag mit einem italienischen Eis ab bevor wir uns auf den Rückweg nach Sardinien machten.

 

VIDEO „Elba Approach”

Nach unserem Elba Ausflug ließ uns der Wind nur noch einen weiteren Abend für etwa eine Stunde abheben. Diese Chance nutzen wir um den Sonnenuntergang und einen kleinen Teil der Insel von oben zu erkunden. Ein kleiner, feiner und krönender Abschluss.

Eventsaison

Trotz fallen gelassener Regularien verhielt sich die Eventsaison der Fly-Ins noch etwas zurückhaltender als gedacht. Nichtsdestotrotz haben wir das Beste daraus gemacht.

Im Juni besuchten wir das spektakuläre „DOLKOSH“ Event – das Team vor Ort hat die Zeit seit dem Event in 2021 intensiv genutzt, um 2022 richtig aufzufahren. Mit wieder eröffnetem Restaurant, kleinem Strand mit Liegestühlen und allerlei tollen Ausstellern wurde DOLKOSH 2022 ein ganz großartiger Erfolg. Auch wir durften an unserem Stand viele Interessenten persönlich treffen und die VL3 915iS einem breiten Publikum vorstellen. Außerdem begrüßten wir zahlreiche VL3 Eigner, die uns besuchten, konnten spannende Gespräche führen und neue Freundschaften knüpfen.

Im August nutzten wir das Fly-In Paderborn Haxterberg für unser alljährliches VL3 Treffen! Über 30 VL3 zählten wir am 06.08.2022 bei bestem Wetter und guter Laune. Neben vielen Gesprächen stellten wir die Neuheiten an VL3 Zubehör vor und nutzten intensiv die Zeit mit den Menschen, die unsere Community zu etwas Besonderem machen.

Unseren Terminkalender 2023 werdet ihr ab Mitte Januar auf unserer Homepage finden und natürlich werden alle Abonnenten des Emailverteilers direkt darüber informiert.

Alpentraining

Unser Traditionsevent lässt uns unsere Zelte Mitte September nach Chambery in Frankreich verlegen und dort eine wundervolle Woche im Alpenpanorama verbringen.

Ziel des Trainings ist es, das Fliegen in den Alpen auf besondere Weise kennen und respektieren zu lernen. Neben beeindruckenden Landschaften erwarten die Teilnehmer die herausforderndsten Flugplätze Europas – kurz, in großer Höhe, mit Steigungen bis zu 25%, ohne Möglichkeit des Durchstartens, mit engen Platzrunden entlang der Berge und ganz klaren Regeln des Anfluges.

Insgesamt 15 VL3 und ihre Piloten begaben sich in 2022 in die Hände von Richard Gouble und seinem Team, um sich dieser Herausforderung zu stellen und um ihre Flieger noch intensiver kennenzulernen.

Jeder Tag beginnt mit einem Morgenbriefing bevor es auf den Berg geht. Zum Warmwerden lernen die Piloten die bekanntesten Plätze der Alpen kennen – Courchevel, Meribel, Alpe d’Huez und Megeve. Alle vier Plätze sind sogenannte Altiports mit einer offiziellen ICAO-Kennung und asphaltierter Bahn. Auf den ersten Blick scheinen sie sich nur wenig von gewohnten Plätzen zu unterscheiden, doch der Schein trügt hier ungemein.

Der wohl bekannteste Altiport ist Courchevel – ein beliebtes Skigebiet in den südfranzösischen Alpen. Der 537m Platz hat einen Anstieg der Bahn von 18,6%. Der Anflug wird in Form einer Acht geflogen. Da in der Nebensaison – in diesem Fall Sommer – kein Flugleiter den Platzverkehr regelt, zielt die Gestaltung der gewundenen Platzrunde darauf ab, eigenständig den Platzverkehr am Boden aus der Luft (ist jemand am Rollhalt?)  sowie die Windverhältnisse einzuschätzen. Da Altiports sich dadurch auszeichnen nur eine Start und eine Landerichtung zu haben, sind diese Einschätzungen essenziell, um mitunter bedrohliche Fehler zu vermeiden. Spätestens im Queranflug wird die finale Entscheidung getroffen, ob eine Landung sichergestellt ist oder nicht, denn ab dem Endanflug ist der Point of no return erreicht – ein Durchstarten ist ab diesem Moment aufgrund des umliegenden Geländes unmöglich. Und selbst wenn man die Landung sicher durchgeführt hat, sollte die Freude beim Aufsetzen nicht zu überschwänglich sein, denn dann heißt es nicht Gas raus, sondern Gas reinschieben. Ein ungewohntes Verhalten. Sobald man aber anstatt des Gashebels die Bremsen verwendet, kann es durchaus passieren, dass man Grund für eine ungewollte Bahnsperrung wird. Mit reiner Motorleistung zieht man das eigene Flugzeug nicht bis an den obersten Punkt der Bahn – da bedarf es dann anderer Hilfen.

Nach Abschluss der Übungsplätze warten dann noch die sogenannten Altisurfaces auf die Piloten. Plätze ohne ICAO-Kennung, ohne Asphalt und meist so verborgen inmitten der Alpenkulisse, dass ein unerfahrener Pilot sich im Normalfall nicht dahin verirrt und die man als solcher auch nicht ohne erfahrene Begleitung anfliegen sollte. Denn 250m Gras mit 25% Steigung zaubern selbst den erfahrensten Piloten die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn.

Wer sich bewährt, darf Solo fliegen – und es gibt absolut nichts Besseres als am frühen Morgen nach Megeve zu fliegen und dort den ersten Kaffee des Tages zu genießen, wenn die Sonner hinter dem Berg auftaucht.

2023 Ausblick

Unsere Planungen zu 2023 laufen bereits auf Hochtouren.

Soviel können wir verraten – es wird lange, sandige Strecken geben, die Sonne wartet auf uns ebenso wie die Alpen und unsere Wochenendplanung füllt sich beinah wöchentlich in den Sommermonaten.

Zum Abschluss möchten wir uns noch bei allen VL3 Kunden, allen VL3 Liebhabern und Freunden für ein wunderschönes 2022 bedanken. Schön, dass ihr uns begleitet und die VL3 Welt so besonders macht.

Und um unseren Einleitungstext ein bisschen besser zu verstehen, haben wir noch einen Rückblick in 2022 für euch in Bildern zusammengefasst. Viel Spaß beim Anschauen!